TV Smith

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Es ist fraglich, ob unter den Pionieren der ersten britischen Punkrock-Welle noch jemand zu finden ist, der in der Gegenwart derartig aktiv ist wie TV Smith. Seine Band THE ADVERTS galt 1976 bis 1979 als eine der wichtigsten Gruppen der Szene und hatte mit „Gary Gilmore’s Eyes“ einen veritablen Hit. Doch während es um viele der damaligen Protagonisten mit den Jahren still wurde und so manche unter die Räder kamen, durchlief TV Smith eine eindrucksvolle Entwicklung und macht einfach immer weiter. Er kreiert unbeirrbar neue Musik, veröffentlicht verlässlich und in regelmäßigen Abständen seine immer bemerkenswerten, immer relevanten Alben – vielleicht hat er seinen Zenit noch gar nicht erreicht. Mit seiner stets auch politischen Kunst könnte er in den 2020er Jahren wichtiger denn je sein.

Zwar erlangte TV Smith bereits in den 1970ern Kultstatus, doch möchte er sich keineswegs damit begnügen, auf ewig alte Gassenhauer zu verwalten. Seit den 1990ern vornehmlich auf Solopfaden unterwegs (doch stets offen für ein gutes Bandprojekt), kann er dabei weltweit auf eine eingeschworene, keineswegs nur aus übrig gebliebenen Punk-Veteranen bestehende Fangemeinde zählen. Vielmehr scheint sich in jeder neuen Generation früher oder später herumzusprechen, dass da dieser unermüdliche, einmalige Engländer durch die Weltgeschichte reist; jener Punk-Poet mit den exzellenten, ebenso lyrischen wie kritischen Texten. 

Bekannt für die schnörkellose Energie seiner Live-Auftritte, spielt er jährlich oft über 100 Konzerte in diversen, meist europäischen Ländern. Immer öfter präsentiert TV Smith seine Stücke dabei im Modus des klassischen Singer/Songwriters, also nur begleitet von seiner eigenen Akustikgitarre. Das heißt jedoch mitnichten, dass er ruhiger oder versöhnlicher geworden wäre. Im Gegenteil: seine oft wütenden, in ihrer Engagiertheit aber immer auch hoffnungsvollen Texte über die grundlegenden sozialen Missstände im Vereinigten Königreich, über Ungerechtigkeit und Klassenkampf, gewinnen mit der spärlichen Instrumentierung noch an Eindringlichkeit.

TV Smith ist die Stimme der Unterprivilegierten, der vermeintlich Machtlosen gegen die Privilegierten, die Mächtigen: kämpferische Hymnen, melancholische Betrachtungen, eindringliche Poesie. Kaum zu glauben, dass diesem Mann nach beinahe 50 Jahren einige seiner besten Lieder überhaupt einfallen, die ihm obendrein mit einer Leichtigkeit von der Hand zu gehen scheinen, als wären sie nicht die große Kunst, die sie sind.

Ja, mittlerweile kann man mit Fug & Recht behaupten, dass er zu den besten Songwritern der Musikszene gehört. Ein TV Smith-Album ist immer auch ein Sittengemälde seiner Zeit, sein neues Werk mal wieder ein echter Knaller! Das liegt auch an dem renommierten Folk-Produzenten und Multiinstrumentalisten Gerry Diver (bekannt durch seine Arbeiten mit u. a. Shane MacGowan, Billy Bragg, Tom Robinson, The Levellers, Lisa Knapp und Glen Matlock) mit dem TV Smith dieses Album aufgenommen hat. Und: „Handwriting“ (VÖ 12.04.202) beweist einmal mehr: hier klingt ein Getriebener, der sich ständig neu erfindet und seinem musikalischen Oeuvre nach wie vor Highlight um Highlight hinzufügt. TV Smith hat einfach keine Zeit, um in der Vergangenheit zu schwelgen. Er lebt im Hier & Jetzt. 

Apropos: da sind dann auch noch DIE TOTEN HOSEN, die ohne TV Smith und seine Band THE ADVERTS vor über 40 Jahren vielleicht nie selbst Instrumente in die Hand genommen hätten. Der Einfluss von TV Smith auf die Hosen ist groß, ihre Freundschaft größer…schon seit Jahrzehnten. So ist das neue Album auch wieder auf dem bandeigenen Label JKP erschienen. Es ist bereits das fünfte dort veröffentlichte TV Smith-Werk. Jetzt wird es auf Tour präsentiert.  

TONITE, alte Gassenhauer included > TV Smith LIVE at subrosa…unten, am Hafen. A Rude Boys Production.

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