D.J.Kirchners IG POP

David Julian Kirchner ist Musiker, Autor, Aktionskünstler. Der Abkömmling großbürgerlicher Vorfahren auf der einen wie Strauchdieben auf der anderen Seite schreibt Songs über sich und das Sein in unserer Zeit und will dort unten Gräben überwinden. Als Sohn eines Komponisten fliegt er von sieben Schulen, greift zur Gitarre und taucht ab in die Welt der Hamburger Schule, von Shoegaze und Post-Punk. Zwischen Hochkultur und Underground, Tönen und Bilderrausch hofft Kirchner auf Erkenntnis im Widerspruch. Sein musikalischer Roadtrip “DeutschRand” ist als sechs-teilige Doku-Serie in der ARD-Mediathek zu sehen.

Auf seinem Debüt-Album “Evakuiert das Ich-Gebäude”, das auch als begehbares Album im “Port 25 – Raum für Gegenwartskunst” ausgestellt war, spielte Kirchner 2019 in seinem (größen-)wahnsinnigen Kunstprojekt “Kirchner Hochtief” Unternehmer; samt Konkurs und Abwicklung tourte er – inkl Stops auf dem Maifeld Derby und dem Reeperbahn Festival sowie Features und Supports für Acts wie Damo Suzuki oder Fortuna Ehrenfeld – zwar quer durch die gesamte Republik, überforderte jedoch alle und nicht zuletzt sich selbst.

So schlägt der Mannheimer Künstler sich nun auf die Seite der Gewerkschaften, kommt das zweite Album mit modernen Arbeiterliedern und Neuinterpretationen der Klassiker vom Einheitsfrontlied bis zur Internationalen daher. Dazu gibt es Songs aus Kirchners eigener Feder, von der IG POP – Gewerkschaftshymne…

“Girls get up, boys boycott!
Auf geht’s! Maschinen stop!
Probt den Aufstand! Roter Knopf!
Alles tanzt wie Iggy Pop!
Das ganze Land, unter Schock!
Skandal, Skandal die IG Pop!”

…über den Flower-Power-Rock aus “Wir gehen in die Sonne” bis zum Verwaltungsschlager “Papierkramland” mit Gastarbeiter-Musiker-Legende Ozan Ata Canani.

Auf den Pfaden von Devo, Billy Bragg, Franz-Josef Degenhardt, Die Sterne und Heaven17 schafft David Julian Kirchner ein schlüssiges Gesamtkonzept, das aber auch ohne konzeptionellen Überbau als mitreißendes Pop-Album funktioniert. Die “IG POP” stellt dabei so etwas wie ein solidarisches Bündnis aller Solo-Selbstständigen und kreativen Kulturarbeiter*innen dar bzw formuliert die Sehnsucht nach einem solchen Bündnis: raus aus Zwangsindividualisierung! Nie klang Heinrich Heine so funky, Erich Weinert so aktuell…

…heute abend live im
Friday Night Music Club.

Quotes:

“Frontalunfall zwischen den Goldenen Zitronen und der ersten Platte der Sterne.”   konkret

“Plastisch, tief und widerborstig.”   Deutschlandfunk

“Kirchner traut sich, auf IG POP den Klassenkampf in den Mittelpunkt seiner Arbeit zu stellen (…) eine Thematik, die vielen Leuten in Zeiten der sogenannten Stapelkrise seltsam daneben vorkommt. Keine Zeit für die großen Utopien mehr? Vielleicht. Doch was, liebe Zweifler*innen, wenn ganz tief unter dem meterhohen Krisenstapel das Hauptproblem tatsächlich nach wie vor in der Verteilung des (materiellen wie informellen) Eigentums an den Produktionsmitteln und der (Selbst-)Ausbeutung der Arbeiter*innen liegt?!”   staatsakt.